E-Book-Piraterie im Aufwind
Online-Piraterie wurde lange Zeit vorrangig mit Musik, Filmen und Software verbunden. Die Popularität von E-Readern hat dies geändert und zu wachsenden Pirateriezahlen bei E-Books und E-Papern geführt. Auch wenn diese Entwicklung den Siegeszug von digitalen Medienprodukten nicht aufhalten kann, wird sie durchaus als ernsthafte Bedrohung für das weitere Umsatzwachstum wahrgenommen. Und: Es gibt bislang keinen einheitlichen Ansatz, um dem Phänomen effektiv zu begegnen.
Es ist für Verlags- und Medienunternehmen eine Herausforderung, innovative digitale Produkte zu entwicklen und gleichzeitig den diesen innewohnenden wesentlichen Vermögenswert – die Gewerblichen Schutzrechte – zu sichern. Obwohl E-Book- und E-Reader-Piraterie ein globales Problem ist, variieren die wirtschaftlichen Auswirkungen lokal. Unabhängig vom konkreten Markt hat sich das Problem aber seit der starken Martkdurchdringung von E-Books und E-Readern verstärkt, wenngleich niemand weiß, wie hoch der aktuell verursachte wirtschaftliche Schaden wirklich ist.
Online-Piraterie nimmt zu
Obwohl es gewisse Parallelen zwischen E-Book and E-Paper-Piratiere und den Anfangszeiten des illegalen Downloads von Musik und Filmen gibt, sind die Phänomene nicht deckungsgleich. Das rechtsverletzende Angebot von E-Books und E-Papers erfolgt vorrangig durch eine Interaktion von Filsharing, One-Click-Hosting-Plattformen und Webseiten, welche die Dateien durch Links zugänglich machen. Die auf den Servern der One-Click-Hosting-Plattformen bereit gestellten Dateien können über extra generierte Links heruntergeladen werden, soweit diese von den Verletzern auf speziellen Webseiten veröffentlicht worden sind. Im Gegensatz zu den klassischen Peer-to-Peer-Netzwerken früherer Zeiten kommt es auf eine Interaktion ganz bestimmter Mitspieler an.
Einige der illegalen Plattformen erlauben den Download großer Mengen von E-Books, für welche es unwahrscheinlich ist, dass diese überhaupt von einer Person gelesen werden können. Andere Webseiten haben sich äußerlich eher legalen Angeboten angenähert. Sie bieten gut-sortierte Bibliotheken mit ergänzenden Informationen zu den erhältlichen Titeln, Leserrezensionen und Community-Beiträgen. Die Server derartiger Plattformen stehen praktisch auf der ganzen Welt, u.a. in der Schweiz, Ukraine, Gibraltar, Russland und China, was die Durchsetzung der Gewerblichen Schutzrechte selbstredend erschwert. Die Betreiber der Webseiten setzen über die rechtsverletzenden Angebote erhebliche Beträge um, z.B. durch Vermittlungsgeführen, Werbung und über den Verkauf sog. Premium-Konten. Selbstredend finden diese Einnahmen nicht ihren Weg zu den eigentlichen Rechteinhabern oder den Urhebern.
Kampf gegen Rechtsverletzungen
Bislang gibt es noch keinen einheitlichen oder etablierten Weg, um gegen E-Book- und E-Paper-Piraterie vorzugehen. Einige Verlagsgruppen konzentrieren sich auf Aktivitäten gegen Uploader und Downloader der Dateien – so wie seinerzeit die Musikindustrie. Die britische Publishers Association hat ein Copyright Infringement Portal (CIP) eingerichtet, welches sich vorangig gegen die wirtschaftlichen Profiteure der illegalen Downloads richtet. Das System bietet einen zahlungspflichtigen Service, über den das Internet regelmäßig nach konkreten Titeln durchsucht wird.
Kooperationen mit Strafverfolgungsbehörden sowie Partnerschaften mit der Kreativindustrie haben bereits zu ersten Erfolgen geführt. Die Frage ist zudem, ob Digital Rights Management (DRM) zur Lösung des Problems beitragen kann und wie es zum Einsatz kommen sollte. Legal Content-Anbieter haben eine Zeit vorrangig auf sog. Hard DRM gesetzt, welches die Weitergabe der Inhalte auf ein anderes Gerät blockiert. Doch es gibt auch andere Entwicklungen, u.a. der vermehrte Einsatz sog. Wasserzeichen. Nutzer können in diesem Fall DRM-freie E-Books erwerben. Durch die integrierten Wasserzeichen kann sodann die (legale) Erwerbsquelle nachvollzogen werden.